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Martein, lieber Herre

Klaus Wenk, Gerhard Hölzle, Marcus Schmidl
  • Gesang
Kloster Lambach, um 1470-1485
A-Wn Cod. 4696, fol. 170v-171r
eingespielt im Auftrag des FWF-Projekts ,Musikleben’
Stephan Reh

Im 15. Jahrhundert waren fröhliche Lieder zum St. Martinsfest weithin beliebt. Sie sind in einer Umgebung von Klosterinsassen oder Scholaren situiert und feiern das üppige Essen und Trinken zum Martinstag am 11. November. Der Mönch von Salzburg hinterließ ein solches Lied, Martein lieber Herre (W55; » B. Secular songs), das im Kanon bzw. als Singradel (“Ein radel von drein stimmen”) vorgetragen wird. der „Martinskanon“ gilt als der früheste erhaltene dreistimmige Kanon im deutschen Sprachbereich (Franz Viktor Spechtler).

Ein weiterer dreistimmiger Kanon des Mönchs von Salzburg, Ju ich jag (W 31) ist aus dem Bereich der französischen und italienischen Kanongattungen chace bzw. caccia entlehnt. Der Abstand der Stimmeneinsätze in Ju ich jag ist viel länger als in Martein, lieber Herre, und ähnelt damit einem späteren berühmten Martinskanon, Presulem ephebeatum von Petrus Wilhelmi (ca. 1440; vgl. Hörbsp. ♫ Presulem ephebeatum).

Die “Lambacher Liederhandschrift” (A-Wn Cod. 4696), entstanden um 1470-1485, gehört zu den wichtigsten Quellen der Lieder des Mönchs (» B. Die geistlichen Lieder).

Reinhard Strohm