Anima mea liquefacta est
- Stimmwerck
- Gesang
- vierstimmig
Die Marienantiphon aus dem Hohen Lied, Anima mea liquefacta est, war einer der beliebtesten Texte in Andachtsmotetten, sozusagen ein geistliches Liebeslied. Es existieren zahlreiche Vertonungen, u.a. aus England. Die hier eingespielte, mehrfach überlieferte Vertonung ist jedoch nur aus stilistischen Gründen dem englischen Komponisten John Forest, Dekan der Kathedrale von Wells (gest. 1446) zuweisbar: Die Überschrift in der ältesten Quelle, dem Trienter Codex 90 (I-TRbc 90, um 1456) lautet „… in agone composuit“ (d.h. entweder, er komponierte es „zu einem Wettbewerb“ - oder „auf dem Totenbett“), aber der vorausgehende Autorname ist getilgt. Dass er „Forest“ lautete, ist reine Hypothese der älteren Forschung. Das Stück selbst ist dreiteilig und wechselt zwischen Duetten und vierstimmigem Satz ab. Der wenig imitative, motivwiederholende und melismatische Kontrapunkt kann sehr wohl von einem Engländer um 1440 geschaffen worden sein. (» F. Musiker aus anderen Ländern.)